FA12-2020
Pressespiegel
Fränkische Nachrichten, 3. März 2007
Daniela Pfeuffer
Feuerwehrmuseum als Aushängeschild
1200 Jahre Waldmannshofen (3): Das ehemalige Wasserschloss ist seit 40 Jahren Museum
Waldmannshofen. Die jüngste Geschichte der Ortschaft Waldmannshofen ist geprägt durch zwei fürchterliche Weltkriege
und die Modernisierungen in der Nachkriegszeit.
Im Artikel zum 20. Jahrhundert sind auch die Besonderheiten Waldmannshofens zu betonen. Da ist zum einen die
Einrichtung eines Feuerwehrmuseums im ehemaligen Wasserschloss, zum anderen aber auch die Lage im äußersten
Norden Baden-Württembergs, die eine echte Herausforderung für den Ort darstellt.
1904 herrschte in Waldmannshofen wahre Aufbruchsstimmung: es wurde eine erste Wasserleitung verlegt, eine
Gemeinde-Waage eingerichtet und ein Darlehenskassenverein gegründet. Dieser Finanzverbund bestand bis 1980, bevor
er mit der Creglinger Bank fusionierte. Die Versorgung mit Elektrizität erreichte Waldmannshofen im Jahre 1913.
Der erste Weltkrieg hinterließ tiefe Spuren im Gemeindeleben des Ortes. Zehn junge Männer zwischen 19 und 46 Jahren
kehrten nicht mehr nach Hause zurück. Bereits 1919 wurde ein Denkmal zwischen Auber Straße und Friedhof zur
Mahnung und Erinnerung gestiftet. Auch zwei der drei Glocken der Waldmannshöfer Kirche mussten für die
Rüstungswirtschaft des Ersten Weltkrieges abgeliefert werden. Im Jahre 1920 wurden diese gegen Neue ersetzt, die
aber auch nicht lange im Frieden läuten durften. 1942 wurden erneut zwei der drei Waldmannshöfer Glocken für
Rüstungszwecke eingeschmolzen.
Den „Aufschwung“ der 1920er Jahre nutzend, beschloss Waldmannshofen am 23. Mai 1923 eine Flurbereinigung
durchzuführen. Im Jahre 1929 begannen die Bauarbeiten
an der Entwässerung und Drainage, die aufgrund des 2. Weltkrieges erst 1957 abgeschlossen werden konnten. Erst vor
rund zwei Jahren wurde eine weitere Flurbereinigungsmaßnahme, im Zuge eines vereinfachten
Zusammenlegungsverfahrens, beendet. Einige neu geteerte und ausgebaute Feldwege zeugen davon.
Wie stark nationalsozialistisches Gedankengut in den frühen 30er Jahren Eingang in das Denken und Handeln der
Menschen gefunden hatte, lässt sich auch am Beispiel Waldmannshofens erkennen: Am 1. Mai 1933 wurden zwei Bäume
gepflanzt, „eine Eiche zu Ehren des Reichspräsidenten Hindenburg als Zeichen der Stärke und eine Linde zu Ehren des
Herrn Reichskanzlers Adolf Hitler, als Zeichen des Aufblühens“. Solche Aktionen waren damals allgemein üblich und sind
kein spezielles Phänomen Waldmannshofens.
1935 wurde die selbständige Gemeinde Sechselbach aufgelöst und Ortsteil von Waldmannshofen. Die dortige
Schulbetrieb wurde damit eingestellt, die Kinder mussten zunächst nach Niedersteinach und später nach
Waldmannshofen zu Fuß in die Schule gehen. Die Reaktion der Sechselbacher Bürger auf diese Entscheidung war sehr
negativ: „sie versuchten den Landrat durch persönliche Einflussnahme von dieser Entscheidung abzubringen“.
Die Kämpfe beim Einmarsch alliierter Truppen gegen Kriegsende 1945 hinterließen auch in Waldmannshofen ihre Spuren
und forderten sogar einige Menschenleben.
Am 8. April 1945 beschoss die amerikanische Artillerie von Aufstetten aus in Richtung Waldmannshofen. Damit wollten
die Amerikaner Gegenangriffe der deutschen Truppen verhindern. Eine Granate traf den Kirchturm und verletzte den
zehnjährigen Walter Paulus schwer. Mit einem Pferdewagen fuhren ältere Männer den nur notdürftig verbundenen
Jungen in Richtung Reinsbronn zum Truppenverbandsplatz. Das Kind starb auf den Weg dorthin bereits in Sechselbach.
Dieses tragische Schicksal des Jungen ist noch heute in den Köpfen der Waldmannshöfer präsent.
Am 12. April besetzten amerikanische Soldaten Sechselbach kampflos, ein Leutnant, in Feldwebel und in Gefreiter
versuchten in Richtung Fuchshof zu entkommen und wurden erschossen. Die Feuerwehr löschte die brennenden
Scheunen in Sechselbach, die aufgrund des Beschusses mit Phosphorgranaten in Flammen aufgingen. Das zur
Sperrstunde brennende Kirchenschiff in Sechselbach wurde Raub der Flammen, da sich niemand mehr auf die Straßen
begeben durfte.
Ebenfalls am 12. April 1945 wurde Waldmannshofen aus Richtung Buch besetzt. Beim Vormarsch beobachteten die
Amerikaner, wie deutsche Soldaten mit einem leichten Geschütz im Handzug gegen sie vorrückten und dabei immer
wieder Deckung in den Gehölzen suchten. Amerikanische Panzer beschossen die deutschen Soldaten und neugierige
Dorfbewohner, die in den Scheunen standen. Gegen 14 Uhr fuhren die Panzer in Waldmannshofen ein, deutsche
Soldaten im Dorf und rund 100 Soldaten aus dem Umlandwald werden gefangen genommen. Damit war der Krieg in
Waldmannshofen beendet.
Zwischen 1947 und 1949 wurde die Kirche in Sechselbach wiederaufgebaut. 1950 konnten für die Waldmannshöfer
Kirche drei neue Glocken angeschafft werden. Zwei waren Ersatzbeschaffungen für die 1942 zu Rüstungszwecken
beschlagnahmten Glocken und die eine Glocke aus dem Jahre 1920 war so schlecht, dass sie nicht mehr in ein neues
Geläut aufgenommen werden konnte. Ebenfalls 1950 wurde das schadhafte Turmdach ausgebessert und der Bau eines
Freibades und Feuersees begonnen.
Die Volkszählung von 1950 wies 710 Einwohner für Waldmannshofen aus. In Anbetracht dessen, dass Waldmannshofen
heute nur rund 250 Einwohner zählt, sind mit Sicherheit viele Heimatvertriebe und Flüchtlinge in Waldmannshofen
aufgenommen worden.
Die beginnende Motorisierung der Nachkriegszeit zeigte sich auch in Waldmannshofen sehr deutlich. 1950 gab es im
Dorf drei Schlepper und einen PKW, ein Jahr später wuchs die Zahl bereits auf 13 Schlepper, zwei PKW, sowie 27
Motorräder. Weitere Errungenschaften der 50er Jahre in Waldmannshofen waren: Eine Motorspritze für die Feuerwehr
(1952), eine Gemeinschaftskühlanlage (1954-1996) und ein neues Schulhaus (1955).
Am 22. April 1967 wurde das Feuerwehrmuseum in Waldmannshofen eröffnet. Das Museum verdankt sein Entstehen
dem Kreisbrandmeister a. D. Alfred Gauckler und ist inzwischen zu einer eindrucksvollen Dokumentation über die
Entwicklung des Feuerwehrwesens geworden. Mit einem großen Festakt wurde im Jahre 2002 das 35-Jahr-Jubiläum
gefeiert. Dank dieses Museums wird Waldmannshofen, das im nordöstlichsten Zipfel Baden-Württembergs liegt,
landesweit immer eine besondere Bedeutung beigemessen.
Im Jahre 1972 bildete sich die Stadt Creglingen aus zwölf ehemals selbständigen Gemeinden, darunter auch
Waldmannshofen. Seither vertritt ein Ortsvorsteher die Belange der ehemals selbständigen Gemeinde auf der Ebene der
neu geschaffenen Stadt.
Der in Waldmannshofen in den nächsten Jahren anstehende Anschluss an die öffentliche Abwasserentsorgung ersetzt die
Kanalisation Kanalisation aus dem Jahre 1960. 1977 wurde Waldmannshofen an die Fernwasserversorgung Franken
angeschlossen. Der Wasserzins stieg in diesem Jahr von 0,38 auf 1,50 Mark!
Der Anschluss Waldmannshofens an die Kläranlage Steinachtal, Sanierungsmaßnahmen am Schloss und das
Jubiläumsfest 2007 sind die Ereignisse, die die Einwohner Waldmannshofens in nächster Zeit wohl am meisten
umtreiben werden.
In der nächsten Folge der Serie über das Jubiläumsdorf Waldmannshofen geht es um das Vereinswesen und den
gemeinschaftlichen Zusammenhalt.
1200 Jahre Waldmannshofen