Aus: Fundberichte aus Schwaben XII. Jahrgang 1904
Der Grund und Boden wie die Flora der Markung Waldmannshofen weist auf altes Steppengebiet hin.
Dass auch hier die Steppe eine Stätte ältester Besiedlung war, beweisen zahlreiche Funde. Seit 1899
stieß ich (Pfarrer K. SCHLENKER) auf neolithische Fragmente, was mich veranlasste, die hiesigen
Bürger darauf aufmerksam zu machen, bei ihren Feldarbeiten ein scharfes Augenmerk auf geschliffene
Steine zu haben. Seitdem sammelte sich ein neolithisches Stück um das andere auf meinem Zimmer
an. Die hiesigen Funde veranschaulicht nebenstehende Photographie (aufgenommen von Pfarrer
KITTEL in Reinsbronn).
Nr. 8. Geöhrte Steinaxt, schön geschliffen, 16 cm lang. breit (übers Loch gemessen) 7 1/2 cm,
Durchmesser (Lochtiefe) 5 1/2 cm. Gewicht 1,4 kg gefunden im „Fröschg‘schrei“ 9. XI. 1901.
Nr.
9.
Geöhrtes
Steingerät
(Ackergerät?),
15
1/2
cm
lang
breit
(übers
Loch
gemessen)
6
1/2
cm,
Durchmesser
(Lochtiefe)
2,9
cm
Gewicht
420
g.
gefunden
auf
dem
„Schleifbühl“
über
dem
„Fröschg’schrei “ 4. IV. 1903.
Nr. 10—18. Reste von geöhrten Steingeräten.
Nr. 12 ein missglückter Bohrversuch. Ursprünglich ein ganzes, bei a geöhrtes Steinbeil, das aber bei a
zersprang. An Punkt b wurde versucht, nochmals ein Loch einzubohren (am noch erhaltenen Zapfen
deutlich sichtbar, dass mit einem Hohlzylinder — etwa einem hohlen Geweihende die Bohrung
vorgenommen wurde). Bei dieser Manipulation sprang aber der untere Teil weg, der Torso wurde als
wertlos weggeworfen. Gefunden wurde das Stück im Hof des Schultheißen KLEIN beim Graben eines
Dungloches) im Lehmboden 22. II. 1904.
Nr. 13 gefunden im „Schlossersee“ in der Nähe des „Fröschg’schrei “ und des „Schleifbühls“. Bei den
übrigen Nummern sind die Fundorte unbekannt, doch alle von hiesiger Markung. Nr. 19 - 24 Reste von
wohl meist ungeöhrten Steingeräten.
So beginnt der anschauliche Bericht von Pfarrer Schlenker, der wie viele nach ihm, die Jäger und Sammler der Neuzeit waren.
Hier ist ein kleiner Ausschnitt der der unzähligen Fundorte und
Fundstücke.
Auber Bach
Flachhacke aus Hornblendschiefer,
Länge noch 5 cm
Schleifbühl
- einige Rössener Scherben
- ein grünliches, spitznackiges Steinbeil, (Oberfläche
zerfressen, Länge 20,2 cm.
- Scherben der Großgartacher Kultur
Schwarzen
- eine aus Bruchstein und Mörtel gemauerte
Steinkiste: Die darin gefundene Rohrleitung aus Blei
gehörte zurWasserversorgung des Schlosses
Holzleite
-Bruchstück eines Steinbeiles aus
Hornblendeschiefer. Es besitzt die Reste von
2 Bohrlöchern.
Froschgeschrei - Bei Entwässerungs- arbeiten
wurden mehrere Wohngruben durch- schnitten
und darin ein Steinbeil, ein Schuh-leistenkeil von
Grünstein und ein Bruchstück eines
Feiersteinmessers gefunden.
Furth - Flürle
Bruchstück eines großen
Steinbeils aus
Hornblendeschiefer
Eulenberg
- Reste einer Siedlung. Gefunden wurden
eine Anzahl prähistorischer Scherben und
ein Mahlsteinbruchstück
Grasiger Rothweg
- Neolithische Siedlungsstelle
-bandkeramischer Scherben
-einen trocken aus Muschelkalksteinen
gemauerten Kanal
- Spitze eines Silexdolches
Roth / vierzig Morgen
- Grabhügel mit Holzkohlenplatte an einem
Hang, mehrere Keramiken (Schale,
Kegelhalsgefäß, Henkelschale)
- Steinkern von Steinkranz umgeben
im Dorf - Bei Kanalisationsarbeiten sind in der
Straße vor Haus Nr. 15 und Haus Nr. 47
Fundamente von runden Türmen angetroffen
worden. Sie stammen von der mittelalterlichen
Ortsummauerung.
aus: Fundberichte aus Schwaben 1904, später
Fundberichte aus Baden-Württemberg bis 1990
Tiergarten
- ein aus Muschelkalkstein gemauerter
Kanal von 30 cm lichter Weite
In den Fundberichten aus Schwaben bzw. Baden-Württemberg können wir lesen, dass sich immer wieder Waldmannshöfer Bürger,
Pfarrer und Lehrer um die Funde und deren Berichterstattung oder sogar Grabungen bemüht haben. Fundstücke wurden früher auch in
der Schule aufbewahrt und dienten anschaulich dem Unterricht. Ausgelesene Objekte fanden später in verschiedenen Museen eine
Ausstellung; zuletzt 2006 mit einem Platz im Museum “Vom Kloster zum Dorf” in Frauental.
Vorzeit
FA12-2020