FA12-2020
Pressespiegel
Tauber-Zeitung, 9. Juni 2007
Inge Braune
1200 Jahre alt und quicklebendig
DORFJUBILÄUM / Waldmannshofen feiert vom 6. bis 8. Juli seine erste urkundliche Erwähnung im Jahre
807 (Teil 1)
Waldmannshofen, der heutige Stadtteil von Creglingen, blickt vom 6. bis 8. Juli auf eine 1200-Jahrige Geschichte
zurück. Man schreibt das Jahr 807, als Kaiser Karl V. (*I.) einen Gebietstausch zwischen dem Würzburger Bischof
Egleard und dem Gaugrafen Auduif beurkundet.
WALDMANNSHOFEN Waldmannshofen liegt im Drei-Länder-Eck von Hohenlohe-Franken, Unterfranken und Mittelfranken
im nordöstlichsten Zipfel von Baden-Württemberg. Der Ort hat nicht nur ein Schloss samt ehemaligem Fasanengarten,
das erste Feuerwehrmuseum Baden-Württembergs wurde 1967 hier eingerichtet. Auch sonst hat Waldmannshofen
etwas zu bieten: Die Johanneskirche, das Waldmannshöfe-Fest, das eine regelrechte kleine Künstlerkolonie ins Leben
gerufen hat, und inzwischen sogar eine eigene Währung, den Tauber-Franken. Gut — das eigene “Geld” ist keins, das
nur in Waldmannshofen gilt. Die Währung akzeptieren schon die ersten Händler in Rothenburg und Bad Mergentheim.
Aber in Waldmannshofen sitzt sozusagen die “Zentralbank“.
Als mlttelfränkische Gemeinde verstehen sie sich die Waldmannshöfer, auch wenn sie seit fast zwei Jahrhunderten zu
Württemberg gehören. Sie sind schon was Besonderes, die rund 220 Einwohner der Ortschaft rund um das ehemalige
Wasserschloss und die rund 80 Sechselbacher, von denen heute nicht mehr zu erfahren ist seit wann sie eigentlich zu
Waldmannshofen zählen. Naturverbunden sind sie und kreativ, erfindungsreich, geschichtsbewusst, verwurzelt in der
Tradition und bodenständig, auch wenn sie längst woanders wohnen.
Noch weiß man um die Nachfahren der Auswanderer. die sich in der Heimat schwer taten, für ihre Familien zu sorgen.
Wenn Onkel oder Tante aus Amerika zu Besuch kommen, dann gibt‘s ein großes Hallo, werden alte Fotoalben
herausgekramt, dann schwelgt man in der Vergangenheit.
Die alten Alben stellten den Grundstock der Fotosammlung, die Ortsvorsteher Karl Henn und Wilhelm Ganzhorn
sichteten. Noch sind nicht alle Alben aufgespürt, noch langst nicht alle Bilder ausgewertet. Trotzdem hat Friedrich
Albrecht, der inzwischen auch “Ausgewanderte” mit dem zum Jubiläum gehörenden Arbeitskreis Medien ins Leben
gerufenen “Walmisheifer Gmeeboude” versorgt, hat bereits einen stattlichen Fundus ins digitale Archiv eingearbeitet.
Allzuviel Respekt vor Obrigkeiten hat die Einwohner des Ortes noch nie geplagt. So widersetzten sie sich auch der
stockkatholischen Halzfelder Herrschaft, blieben stur evangelisch, so dass die Hatzfelder ihre eigene katholische
Privatkapelle im Schloss einrichten mussten.
Die Treue zum reformierten Bekenntnis könnte auch damit zu tun haben, dass der frühere Pfarrer Friedrich Süß 1528 in
Würzburg als Ketzer verbrannt worden war. Der ehemalige Augustinermönch war beim Ausbruch des Bauernkrlegs als
Prediger der Aufständischen im Würzburger Dom aufgefallen. Im Steigerwald hatte man ihn der Wiedertauferei
beschuldigt. Auch gegen seine Ehefrau und seine Kinder übte der Würzburger Bischof keine Gnade: In Sutzfeld wurden
sie “gesäckt“: in Säcke gesteckt und im Main ertränkt.
Wenn sIe was machen, tun sie richtig, sagt Renate Ganzhorn-Burkhardt mit Blick auf die Gemeinde, in der sie seit 1995
als Pfarrerin Ihren Dienst versieht. Das gilt natürlich auch. wenn es ums Feiern geht, und heuer hat man allen Grund
dazu- 1200 Jahre sind vergangen seit der ersten bislang entdeckten urkundlichen Erwähnung - ebenso wie in
Archshofen und in Freudenbach.
Die Waldmannshöfer und Sechselbacher feiern, wie es sich hier gehört: kirchlich und weltlich, ländlich und ein kleines
bisschen höfisch. Schließlich stellt ja das Schloss einen nicht nur baulich markanten Punkt dar, auch wenn es heute nicht
mehr Adelssitz ist, sondern Feuerwehrmuseum.
Geschichte Im Sauseschritt *
Wenn Ortsvorsteher Karl Henn, was im Jublläumsjahr immer wieder von ihm gefordert wird, die Geschichte des Fleckens
ums Schloss herum kurz zusammenfasst, dann bleibt nur Zeit für wenige prägnante Ereignisse und Zahlen:
Aus dem Jahr 807 datiert das Tauschgeschäft, das Waldmannshofen zur ersten urkundlichen Erwähnung verhalf: Bischof
Egiward* von Würzburg tauschte den Zehnten aus Waldmannshofen an den Gaugrafen AuduIf. Bis zum 13. Jahrhundert
unterstand die Ortschaft den Herren von Willanzheim *, später den Schenken von Limburg, dann den Herren von
Hohenlohe-Brauneck. Klosterbesitz war der Ort* ebenfalls: Von 1293 bis 1295 gehörte Waldmannshofen dem Kloster
Heilbronn*, danach Kloster Frauental *,
Unter Brauneck‘scher und Brandenburg-Ansbachischer Lehenshoheit waren die Truchsesse aus Baldersheim und die von
Rosenberg in Waldmannshofen die Herren. Mit Cuntz von Rosenberg waren die Bauern einige Jahre gut gefahren. Milde
soll er gewesen sein, Ihnen nur geringe Fron abverlangt haben - bis nach dem Brand.
Der Angriff des Schwäbischen Bundes auf Schloss und Dorf war Folge des Kampfes von Ritter Thomas* von Absberg
gegen den Städtebund. Cuntz von Rosenberg hatte Absberg unterstützt, für ihn nicht nur gekundschaftet und den
Aufständischen Unterschlupf gewährt, wie Albert Krämer 1971 für die geschichtliche Heimatkunde skizzierte, sondern
war auch beim Überfall auf den Grafen von Oettingen beteiligt - und das ohne Fehdeankündigung, was im Mittelalter als
besonders verwerflich galt. Der Schwäbische Bund ließ das Schloss 1523 bIs auf die Grundmauern niederbrennen und
einreißen*.
Cuntz und die Rosenberger bauten das Schloss bis 1544 wieder auf - zum Teil auf Kosten der Waldmannshöfer, die
fortan schwere Fronlasten zu tragen hatten. Es waren die Rosenberger, die die Reformation einführten. Ein knappes
Jahrhundert hielt sich das Geschlecht in Waldmannshofen -- bis es ausstarb. Waldmannshofen fiel für einige Jahre an
Brandenburg- Ansbach, bis Graf von Hatzfeld Eigentümer der Gemeinde wurde. In Glaubensfragen wurden sich die
katholischen Hatzfelder mit der evangelischen Gemeinde nie einig - aber immerhin setzte sich Melchior von Hatzfeld als
Vermlttler ein, damit der Ort ab 1651 einmal* im Jahr einen steuerfreien Markt abhalten konnte. 1796 fiel die Gemeinde
an Preußen, 1805 an Bayern, 1810 kam sie zu Württemberg.
Der Fürst von Hatzfeld verlor das Interesse, verkaufte Schloss und Güter 1886 an die Gemeinde, die einen großen Teil
an Waldmannshöfer Bauern veräusserte. Mit dem Wasserleitungsbau und der Gründung des Darlehnskassenverelns
1904 und dem Anschluss an die Elektrizitätsversorgung 1913 machte sich der Ort auf in die Moderne - und wurde vom
Krieg eingeholt. Neuen Aufschwung brachte die Flurbereinigung von 1930, den nächsten Niedergang der zweite
Weltkrieg.
Das neue, 1955 gebaute Schulhaus wurde nach der Einstellung des Schulbetriebes 1972 als Gemeindehaus genutzt. Als
man 1960 die Ortskanalisation baute, wurde gleich eine Kläranlage mitgeplant, aber nie ausgeführt. 1967 bekam das
ehemalige Wasserschloss als erstes Feuerwehrmuseum in Baden-Württemberg eine neue Funktion. Seit 2004 Iäuft In
Waldmannshofen die Flurbereinigung, im parallel zum Feldflurverfahren laufenden Ortsverfahren ist derzeit Warten
angesagt. Ehe damit begonnen werden kann, müssen erst Wasserversorgung und Abwasser neu geregelt werden. Noch
gibt es 16 landwirtschaftliche Betriebe in Waldmannshofen, drei davon laufen schon im Nebenerwerb, bei etlichen fehlen
die Nachfolger. Auch im idyllischen Waldmannshofen hlnterlässt der Strukturwandel in der Landwirtschaft bereits seine
Spuren.
*
Anmerkung
des
Webmasters:
Die
Geschichte
ist
wirklich
im
Sauseschritt
erzählt
und
bringt
neue
Erkenntnisse
-
ich
war schließlich auch nicht dabei und kenn nur das, was es irgendwo anders Nachzulesen gibt.
1200 Jahre Waldmannshofen