Waldmannshofen
FA12-2020
Pressespiegel
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Tauber-Zeitung, 16. Juni 2007 Inge Braune DORFJUBILÄUM / Waldmannshofen feiert vom 6. bis 8. Juli seine erste urkundliche Erwähnung im Jahre 807 (Teil 2) Wetterfahne, Glockenseil und Kirchenspieß Die „Turmschatzkammer“ der Johannis-Kirche wird wieder zur Läutstube Unter dem Motto „Mit Dorfglocke und Klrchenspieß“ steht der Heimatabend bei der 1200-Jahr-Feier von Waldmannshofen. Das Dorf, heute ein Stadtteil von Creglingen, feiert seine erste urkundliche Erwähnung Im Jahre 807 vom 6. bis 8. Juli mit einem großen Fest. WALDMANNSHOFEN So fröhlich, offen und zugleich vertraut wie heute ging es in der Kirchengemeinde rund um die Johanniskirche nicht immer zu, wie Pfarrer Barnikel, der von 1905 bis 1935 die Kirchengemeinde leitete, säuberlich aufzeichnete. Da forderte etwa die Mesnerei-Ordnung des Jahres 1902 dem Mesner nicht nur ab, dafür zu sorgen, dass Kirche und Umfeld reinlich waren, der Kirchenraum richtig für die Liturgie vorbereitet war und dass die “Läutbuben” stets pünktlich die Glocken in Bewegung setzten. Nein, Mesnerpflichten reichten weiter, und zwar auf Beschluss des Kirchengemeinderats aus dem Jahr 1900. Danach war der jeweilige Mesner dazu verpflichtet. während der Gottesdienste “seinen Sitz auf der Orgel so zu nehmen, dass er die Schulkinder oben wie unten stets im Auge hat” - natürlch mitsamt der christenlehrepfllchtigen Jugend, die unten hinter den Schulkindem zu sitzen hatten. Sofern er “nur die geringste Unart oder Unruhe“ bei den KIndern entdeckte, hatte der Mesner das dem Pfarramt anzuzeigen. Sofort. Punktum. Dass ein Jahrhund ert später die fröhliche Klnderklrche ganz ohne Frage zum Kirchenleben gehören würde, hätten sich die Altvorderen kaum jemals träumen lassen. Es galten strenge Regeln: Nur “unbescholtene Bräute” durften den Ehrenkranz tragen. berichtet Barnikel. “worauf auch von den anderen Mädchen streng gesehen“ wurde. Dass das “Armsünderbänkchen“ besonders für die “gefallenen Mädchen” nicht nur hart, sondern ein öffentlicher Pranger war, ist manchem alten Einwohner noch in gar nicht guter Erinnerung. Der Kirchenspieß Anders verhält es sich mit dem Kirchenspieß. Der diente nicht etwa dazu, unwilliges Volk in den Gottesdienst zu treiben, erklärt Albert Hein. Der ehemalige Organist, Jahrgang 1921, geht darin mit Barnikels Bericht über die Kirchenwache einig: Es sei ja das ganze Dorf, samt Knechten, Mägden, ältesten und jüngsten beim Gottesdienst in der Kirche versammelt gewesen. erzählt der Senlor. Barnikel weiß von einem “mlt einem Spieß bewehrten Mann, der außerhalb der Kirche für Ordnung zu sorgen hatte, aber auch für den Schutz der Häuser, weshalb er sich nicht über die ganze Zeit des Gottesdienstes am Gotteshaus aufhalten soll, sondern durch die Gassen zu gehen und dann immer wieder zur Kirche zu kommen hat. Weitergereicht wurde der Spieß, wie sich Albert Hein noch lebhaft erinnert, immer zum Ende des Gottesdienstes. In seiner Jugend habe der Spleßträger - er selbst sei nie einer gewesen, denn er war ja als Organist zwingend in der Kirche erforderlich - den Spieß einfach beim nächsten ans Haus gelehnt, der so sichtbar an seine Pflicht erinnert wurde. Der letzte Spießträger war Otto Stlrnkorb, der Ihn nach seiner Einberufung zum Militär 1945 wohl einfach in eine Ecke der Scheune gestellt haben dürfte, wie Hein annimmt. Andere glauben, dass der Spieß vielleicht auch bewusst versteckt wurde, um ihn vor den einrückenden Amerikanern zu verbergen. Auf jeden Fall war es der Schwager des letzten Spleßträgers, der den Spieß in den 50er-Jahren beim damaligen Gemeindepfleger Hein abgab. Eingeritzte Namen Der wiederum machte sich ein Vergnügen daraus, zur nächsten Ortschaftsratssitzung mit dem Spieß in der Hand durch den Ort zu marschieren, wo er den Kirchenspieß zur hellen Begeisterung aller Anwesenden - unter anderem sei auch Verwaltungsaktuar Kiesel dabei gewesen - nach Heroldsart anzukündigen. Verwahrt wurde das geschlchtsträchtige Stück mit den vielen eingeschnitzten Namen der Spießträger anschließend zunächst im Rathaus. Nach Eröffnung des Feuerwehrmuseums dann im Schloss zu Waldmannshofen. Rar sein dürfte auch die alte Wetterfahne, die Pfarrerin Ganzhorn-Burkhardt präsentiert. Sie trägt die Zahl 1667 im Stern - und im Mond etliche Löcher: Waldmannshofens Mond hat Schusswunden. Im Übermut um sich gegenseitig zu beweisen besonders vermutlich nach feucht-fröhlich geratenen Festen, machten die jungen Männer Ziel- Übungen auf die Wetterfahne. Treffer auf den Mond ließen die Fahne kräftig kreiseln. Die Schießeisen hatten die aus dem ersten Weltkrieg heimgekehrten Soldaten in den Ort importiert. In den 50er-Jahren fertigte der Dorfschmied eine Ersatzwetterfahne an. Die alte wurde sorgsam abgenommen, unter anderem im Schloss verwahrt. Als Renate Ganzhorn-Burkhardt 1998 Ihren Dienst in Waldmannshofen antrat, berichtete ihr Albert Hein darüber. Am 29. Oktober, dem Kirchweihsonntag im Jubiläumsjahr, wird die alte Wetterfahne an einem Ehrenplatz In der Kirche angebracht. Aufs Jubiläumsjahr verweist schon jetzt die Ausstellung „Kirche Im Wandel der Zeit. Fürs eigentliche Jubiläumsfest hat sich der Klrchengemeinderat etwas besonderes einfallen lassen, denn dann wird die Kichturmschatzkammer mit ihren wunderbaren mittelalterlichen Fresken wieder zur Läutestube. Die findigen Kirchengemeinderäte waren schon vor einiger Zeit auf die komplette Vorrichtung fürs Handgeläut gestoßen und haben jetzt für die große Glocke, die 786 Kilogramm schwere auf Fis abgestimmte Christusglocke, den Weg fürs Glockenseil geschaffen. Es darf geläutet werden. Albert Hein erinnert sich noch an seine Zeit als Läute-Bub: Die große Glocke - die Vorgängerin der Chrlstusglocke, die Im zweiten Weltkrieg abgeliefert werden musste - hätten immer nur zwei Läutbuben gemeinsam zum Klingen gebracht. Hoch sei man dabei vom Läutseil in die Luft gehoben worden, schwärmt er noch beute. Er erinnert sich gut. dass der Ehrendienst in der Läutekammer auch ein paar Groschen übers Jahr einbrachte. Beim Jubiillumsfest bekommen die freiwilligen Läutebuben nichts für den Läutedienst - im Gegenteil, die Pfarrerin erwartet, dass Interessenten, die sich bei der 1200-Jahr- Feier am Glockenstrang versuchen wollen, Schlange stehen. Und ganz natürlich wird ein Körbchen parat stehen, um Spenden für die nächste Renovierung einzusammeln. Die ist schon wieder fällig, denn Feuchtigkeit zieht in den Turm mit seinen alten Fresken.
1200 Jahre Waldmannshofen